Claude Code – der universelle KI-Agent in Ihrem Terminal

3. Oktober 2025

Von: Tomáš Bencko

Lesezeit: 4:15 min

SK

Claude Code hat im Sommer richtig Fahrt aufgenommen. Von 400.000 wöchentlichen Downloads Ende Mai ist die Zahl auf über 5 Millionen Downloads pro Woche gestiegen. Nach den umfangreichen Ankündigungen von Anthropic am 29. September (weshalb wir diesen Artikel in letzter Minute noch überarbeitet haben) ist außerdem klar, dass sich der Fokus von Claude Code zunehmend über den klassischen Software-Entwicklungsbereich hinaus verschiebt. Wir sind daher überzeugt: Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um Claude Code etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Claude Code als Tool zur Unterstützung bei der Code-Generierung

Wie der Name schon vermuten lässt, war der primäre Zweck von Claude Code die Unterstützung bei der Code-Generierung. Im Gegensatz zu sogenannten „AI-first“-Entwicklungsumgebungen wie Cursor AI oder Windsurf arbeitet Claude in erster Linie direkt über das Terminal. In Sachen Nutzererlebnis steht er seinen funktionsreicheren Kollegen jedoch überraschend kaum nach. Anthropic hat das Potenzial des Terminals voll ausgeschöpft – inklusive praktischer Features wie dem schnellen Markieren von Dateien oder dem Anhängen von Screenshots.
Mit dem September-Update der VS-Code-Erweiterung bringt Claude Code außerdem die Möglichkeit mit, im nativen grafischen Interface des beliebten Editors zu arbeiten. Die Terminal-Version bleibt dabei weiterhin bestehen. Ihr großer Vorteil: Die Wahl der IDE liegt ganz bei Ihnen. Sie müssen keine neuen Tastenkombinationen lernen oder Zeit mit der Konfiguration neuer Editoren verbringen – nur weil eine bestimmte Funktion bereits dort verfügbar ist, aber in Ihrem bevorzugten Editor noch fehlt.

Claude Code als superintelligentes UNIX-Tool

Claude Code kann auch im Headless-Modus betrieben werden – das bedeutet, dass er programmatisch als eigenständige superintelligente UNIX-Utility genutzt werden kann. Sie können ihn in beliebige Anwendungen, Automatisierungsskripte oder CI/CD-Pipelines integrieren.
				
					$ claude --prompt "What did I do this week?" \
    --allowedTools Bash(git log:*) \
    --output-format json
				
			
Claude Code lässt sich außerdem überall dort installieren, wo Node.js ausgeführt werden kann – zum Beispiel auch auf einem Remote-Server über SSH-Zugriff. Eine spannende Anwendung könnte etwa das kontinuierliche Überwachen von Error-Logs auf dem Server sein, die Claude anschließend in verständlicher Sprache zusammenfasst und per E-Mail verschickt.
				
					$ cat app.log \
  | claude --prompt "Anything interesting in logs from the past 24 hours?" \
    --output-format json \
  | jq -r '.result' \
  | node send-email.js
				
			
Zu den weiteren Einsatzmöglichkeiten gehören das Generieren von Changelogs, das Transformieren von Dokumenten, das Extrahieren von Text aus Bildern und vieles mehr. Die einzige Grenze ist Ihre Vorstellungskraft.

Claude Code als KI-Agent im wahrsten Sinne des Wortes

Claude Code ist ein KI-Agent im wahrsten Sinne des Wortes (zur Veranschaulichung: hier finden Sie seinen sich kontinuierlich weiterentwickelnden, 1150 Zeilen langen System-Prompt). Abgesehen von der Code-Generierung lässt sich Claude Code für nahezu alles einsetzen, was Sie auch selbst im Terminal erledigen könnten – sprich: zur Steuerung des gesamten Rechners. Claude kann Dokumente suchen und bearbeiten, Anwendungen konfigurieren und starten, deren Ausgaben lesen und visualisieren, Informationen im Internet recherchieren oder sogar selbstständig Subagenten mit eigenen Aufgaben einsetzen… alles vollkommen autonom, basierend auf Ihren Anweisungen und Freigaben.
Dank des Sets an universellen Tools, die Claude im Terminal zur Verfügung stehen, sind seine Einsatzmöglichkeiten wirklich vielfältig. Sie können ihn als Assistenten für juristische Dokumente nutzen, als Berater für persönliche Finanzen, als Partner bei Recherche und Datenanalyse, als Helfer beim Organisieren von Notizen, als Unterstützung beim Erstellen von Inhalten für soziale Netzwerke, als Security Auditor – und vieles mehr. Und falls Sie doch auf eine Aufgabe stoßen, die Claude (noch) nicht beherrscht, können Sie ihm ganz einfach neue Tools programmieren oder bereits bestehende MCP-Dienste integrieren.
				
					import { tool } from "@anthropic-ai/claude-agent-sdk";
import { z } from "zod";

export const sendEmailTool = tool(
  "sendEmail",
  "Send an email with given recipient, subject, and body text.",
  {
    to: z.string().email().describe("Recipient email address"),
    subject: z.string().min(1).describe("Email subject"),
    text: z.string().min(1).describe("Plain-text body of the email"),
  },
  async ({ to, subject, text }) => {
    const result = await mockSendMail({ to, subject, text });

    if (!result.ok) return { success: false, error: result.error };

    return {
      success: true,
      messageId: result.id,
      detail: `Email sent to ${to} with subject "${subject}"`,
    };
  },
);
				
			
Im Vergleich zu Diensten wie ChatGPT hat Claude Code den Vorteil, dass er nicht in einem Chat-Thread isoliert ist, sondern Zugriff auf den gesamten Rechner hat – inklusive aller Tools und Daten, auf die Sie ihm Zugriff gewähren. Wie Boris Cherny, einer der führenden Köpfe hinter Claude Code, sagt: Selbst bei Anthropic weiß man noch nicht genau, wie die Menschen dieses Tool letztlich nutzen werden. Man tut dort jedoch alles dafür, Claude Code möglichst wenig einzuschränken und ihn so anpassbar wie möglich zu gestalten.
  • Den wohl größten Mehrwert bieten gut durchdachte Regeln für den Claude-Agenten in der Datei CLAUDE.md. Darin können Sie z. B. eine kurze Projektbeschreibung, dessen Struktur und Tech-Stack, bisherige Architekturentscheidungen, allgemeine Code-Richtlinien oder Empfehlungen für den Umgang mit weniger bekannten Technologien festhalten (die Claude möglicherweise nicht so gut beherrscht wie die gängigen).
  • CLAUDE.md-Regeln lassen sich auf mehreren Ebenen definieren: 1) im Root-Verzeichnis eines Projekts, wenn sie für das gesamte Repository gelten, 2) in untergeordneten Verzeichnissen für spezifische Module oder Apps in einer Monorepo-Struktur, 3) und global in ~/.claude/CLAUDE.md, um Ihre persönlichen Präferenzen projektübergreifend festzuhalten.
  • Wenn Sie Claude mit einer besonders anspruchsvollen Aufgabe betrauen und möchten, dass er sich mehr anstrengt, nutzen Sie in Ihrem Prompt die magischen Schlüsselwörter think, think hard, think harder oder ultrathink – in aufsteigender Reihenfolge der für das Nachdenken reservierten Ressourcen.
  • Zögern Sie nicht, Claude jederzeit mit der Esc-Taste zu unterbrechen, wenn er in die falsche Richtung läuft. Durch zweimaliges Drücken von Esc können Sie sogar zur vorherigen Unterhaltung zurückspringen.
  • Claude Code enthält eine Vielzahl nützlicher Slash-Befehle, mit denen Sie sich unbedingt vertraut machen sollten. Zum Beispiel: /model zum Wechseln zwischen Sonnet- und Opus-Modell (in der Max-Version), /clear zum Löschen des Kontexts, /compact zur Kontextkomprimierung mittels Zusammenfassung, /resume zum Fortsetzen älterer Sessions, /rewind zum Zurückspringen zu einem früheren Checkpoint usw.
  • Ein großartiges Feature ist die Möglichkeit, eigene Befehle für häufig genutzte Prompts zu erstellen. Dazu reicht eine einfache Markdown-Datei wie z. B. ./.claude/commands/commit.md. Mit dem Befehl /commit erstellt Claude dann einen Commit inklusive Beschreibung – gemäß Ihrer Anweisung.
  • Wenn Claude an seine Grenzen stößt, können Sie ganz einfach mehrere Claude Code-Agenten parallel starten und unterschiedliche Aufgaben an verschiedene Agenten delegieren. Um Konflikte im Code zu vermeiden, bietet sich z. B. die Nutzung des git worktree-Mechanismus an.
Bild von Tomáš Bencko
Tomáš Bencko
Der Autor dieses Artikels ist Tomáš, ein Frontend-Entwickler mit Fokus auf React, Vue.js und TypeScript. Seine Aufgabe ist es, moderne und skalierbare Frontend-Lösungen zu schaffen – und das nicht nur auf technischer Ebene, sondern auch mit einem ausgeprägten Gespür für Design. Neben der Arbeit für Kunden sucht er ständig nach Möglichkeiten, die Teamarbeit effizienter zu gestalten, experimentiert mit KI und Automatisierung und bringt neue Ideen ein, die sowohl Projekte als auch seine Kolleg:innen voranbringen.

Weitere Artikel